Gleichberechtigte Elternschaft jetzt – Schluss mit der Stiefkindadoption!

Freiburg, 07. März 2025

PRESSEMITTEILUNG

Anlässlich des Internationalen Frauentags fordert das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg das Ende der diskriminierenden Stiefkindadoption bei lesbischen Müttern. Frauenrechte bedeuten echte Gleichstellung – für alle Familienformen in Deutschland!

1911 fand zum ersten Mal ein von der sozialistischen Arbeiterinnenbewegung initiierter „Frauenkampftag für Gleichberechtigung und Wahlrecht“ statt. Seit 1921 wird dieser Tag am 8. März begangen. 1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. Seitdem steht der Internationale Frauentag als Symbol für den Einsatz für Frauenrechte. Doch in Deutschland bleibt Gleichberechtigung oft ein unerfüllter Wunsch – vor allem für lesbische Eltern.

Während in heterosexuellen Familien der Ehemann automatisch als Vater anerkannt wird – und zwar unabhängig davon, ob er tatsächlich der biologische Vater ist –, wird bei lesbischen Paaren nur die gebärende Frau automatisch als Mutter anerkannt. Die nicht-gebärende Partnerin muss hingegen den weiten Weg über die Stiefkindadoption gehen. Das führt zu einem umständlichen und teils entwürdigenden Verfahren, das nicht nur Familien belastet, sondern auch Kinder in eine unsichere rechtliche Lage bringt.

Die scheidende Bundesregierung hatte Anfang 2024 Reformansätze zum Abstammungsrecht präsentiert, um u. a. genau diesen Missstand zu beheben. Leider ist es lediglich bei einem Eckpunktepapier geblieben, so dass heute immer noch die alten und benachteiligenden Verfahren gelten.

Wir fordern eindringlich dazu auf, diese Ungerechtigkeit endlich zu beseitigen. „Die automatische Anerkennung eines Elternteils darf nicht Privileg heterosexueller Paare bleiben – wir brauchen ein rechtliches System, das alle Familien gleichermaßen schützt“, erklärt Corinna Wintzer, Mitglied des Sprechendenrats des Netzwerks. Helga Hedi Denu (Bad Boll), ebenfalls Sprechende ergänzt: „Regenbogenfamilien verdienen die gleiche rechtliche Anerkennung wie heterosexuelle Paare. Die Bundesregierung muss endlich handeln und das diskriminierende Verfahren abschaffen.“

Sogar das Wahlprogramm von CDU und CSU betont, dass unterschiedliche Lebensentwürfe, ausdrücklich auch in Bezug auf gleichgeschlechtliche Beziehungen, respektiert werden sollten. Diese Aussage unterstreicht: Wenn wirklich alle Familienformen geachtet werden sollen, dann muss das Adoptionsverfahren auch bei lesbischen Eltern an die Realität moderner, vielfältiger Lebensentwürfe angepasst werden.

Wir rufen die zukünftige, unionsgeführte Bundesregierung dazu auf, die notwendige Reform des Abstammungsrechts aufzugreifen und endlich anzugehen. Es geht um mehr als nur Bürokratie – es geht um die Anerkennung von Familien, die täglich Liebe und Verantwortung leben. Es ist Zeit für echte Gerechtigkeit und gelebte Vielfalt – für alle Eltern und Kinder!

Ein sehr lesenswerter persönlicher Erfahrungsbericht zu diesem Thema findet sich hier.

Mehrere Mitgliedsorganisationen des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg stellen auch in diesem Jahr wieder rund um den 8. März. verschiedene Aktionen auf die Beine, um Raum für Austausch und Sichtbarkeit für und mit Lesben, bisexuellen Frauen, trans Frauen, intergeschlechtlichen Frauen und queeren Frauen und ihren Mitstreiter_innen zu bieten.

Der Text der Pressemitteilung als pdf-Datei findet sich hier.