Dem Hass entgegentreten!
Freiburg, 19. November 2024
PRESSEMITTEILUNG
Anlässlich des Transgender Day of Remembrance äußert das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg große Sorge über die derzeitige politische Entwicklung und ruft alle Menschen auf, sich für die Rechte und Anerkennung von trans und nicht-binären Menschen stark zu machen.
Seit 25 Jahren wird weltweit am 20. November der Transgender Day of Remembrance (TDoR) begangen. Auch wir gedenken an diesem Tag aller Opfer transfeindlicher Gewalt und möchten darauf aufmerksam machen, wie gefährlich das Leben für trans Personen auch heute noch ist. Wieder sind in diesem Jahr mehr als 350 Mordopfer zu beklagen, und immer noch betrifft diese Gewalt zu 94 % transfeminine Menschen. Allerdings sind diese Zahlen keinesfalls vollständig, weil es bspw. in vielen afrikanischen und asiatischen Ländern nur wenig zivilgesellschaftliche Gruppen gibt, die solche Gewaltverbrechen erfassen.
Hassverbrechen gegen trans Menschen wirkungsvoll einzudämmen, ist Aufgabe der Politik. Sie setzt nicht bei einer härteren Bestrafung von Täter_innen an, sondern muss viel früher greifen, durch (Schul-)Bildung und Aufklärung. Mit großer Sorge beobachten wir, dass die im Laufe vieler Jahre erkämpften Schutzrechte von trans und nicht-binären Menschen in vielen Ländern in Gefahr sind. Rechte Populist_innen wie die Republikaner unter Trump schüren Hass gegen trans Menschen – und sind dabei erfolgreich.
„Dass Donald Trump erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, ist eine Katastrophe für alle dort lebenden queeren Menschen“, sagt Helga Hedi Denu, Mitglied des Sprechendenrats des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg. „Unsere Solidarität gilt besonders allen trans und nicht-binären Personen in den USA, denen nun vier ungewisse, wenn nicht gar finstere Jahre bevorstehen.“
Wie ist die Lage in Deutschland? „Das Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November ist ein riesiger Erfolg“, sagt Jj Link, ebenfalls Mitglied des Sprechendenrats und ergänzt: „Allerdings war es höchste Zeit, das in großen Teilen verfassungswidrige Transsexuellengesetz abzuschaffen. Endlich haben wir ein niedrigschwelliges und kostengünstiges Verfahren zur Änderung von Vornamen und Personenstand, das erstmals auch nicht-binäre Menschen rechtlich anerkennt.“
Die Bevölkerung steht dem neuen Gesetz eher positiv gegenüber. Laut Umfrage von YouGov wird es von 47 % der Befragten befürwortet. Dennoch gibt es Anzeichen, dass sich die Entwicklung hin zu mehr Akzeptanz und Anerkennung auf einem vorläufigen Höhepunkt befindet. Mit dem Aus der Ampel, der selbsternannten Fortschrittskoalition, ist es wahrscheinlich, dass der queerpolitische Fortschritt einen empfindlichen Dämpfer erhält. Voraussichtlich wird die nächste Bundesregierung von der CDU angeführt werden, die sich derzeit in gesellschaftspolitischen Fragen immer stärker rückwärtsgewandt gibt. Ob die Ankündigung, das Selbstbestimmungsgesetz in Teilen rückabwickeln zu wollen, tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, ist zwar fraglich, jedoch ist es wahrscheinlich, dass nicht abgeschlossene queerpolitische Projekte der noch amtierenden Regierung auf der Strecke bleiben oder – wie der Aktionsplan Queer leben! – finanziell ausgedörrt werden.
„Umso wichtiger ist es, weiterhin aktivistisch zu bleiben und am TDoR Sichtbarkeit zu zeigen, egal ob als trans oder nicht-binäre Person oder als Ally“, sagt Corinna Wintzer aus dem Sprechendenrat des Netzwerks. „Denn Transrechte sind Menschenrechte!“
Im Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg haben sich viele Gruppen auch in diesem Jahr wieder engagiert, um den Transgender Day of Remembrance mit zahlreichen Veranstaltungen würdig zu begehen und allen Formen transfeindlicher Gewalt die Stirn zu bieten. Die detaillierten Beschreibungen der einzelnen Veranstaltungen finden sich auf unserer Homepage unter https://netzwerk-lsbttiq.net/transgender-day-of-remembrance/. Hier ein Überblick über ausgewählte Termine. Alle Menschen sind herzlich eingeladen, denn der TDoR geht alle an!
- 20.11.2023 von 15:00 Demo, 16:00 Mahnwache bis 19:00 Uhr. TDoR Mahnwache & Demonstration
- 18. und 19.11.2023 von 12:00 bis 16:00 Uhr. Workshop für QT*I BI_PoC: Selbstverteidigung mit Shivā
- 21.11.2023 von 18:00 bis 20:00 Uhr. Briefaktion: Solidarität mit inhaftierten Queers!
- 23.11.2023 von 18:00 bis 21:00 Uhr. Argumentations- und Handlungstraining gegen Trans*feindlichkeit
- 26.11.2023 von 15:00 bis 17:30 Uhr. How to be trans* in a cis world – Empowerment für queere Jugendliche
- 13.11.2023 von 16:00 bis 19:00 Uhr. Squeere Dance@LA ViE
- 14.11.2023 von 17:00 bis 20:00 Uhr. PridePictures@LA ViE
- 15.11.2023 von 16:00 bis 19:00 Uhr. Zines-Bastelabend: Kreativ@LA ViE
- 20.11.2023 von 18:00 bis 19:00 Uhr. Demonstration: Gedenkveranstaltung zum Transgender Day of Remembrance
- 01.11.2023 von 14 bis 16:30 Uhr. Workshop: Konsens, Safer Sex und sexuelles Wohlbefinden
- 02.11.2023 von 19:30 bis 21:00 Uhr. Sextoy-Info-Abend: Trans*Lust – Queere Toy Night
- 05.11.2023 von 10:00 bis 15:00 Uhr. Hybrid-Workshop für trans*, inter* und nicht-binäre Personen: Gemeinsam mutig sein. Sicherheit wird gelebt und nicht gerufen.
- 09.11.2023 und 22.11.2023 jeweils von 18:00 bis 19:30 Uhr. HIV-/STI-Testabend: Checkpointangebot für trans*, inter* und nicht-binäre Menschen
- 12.11.2023 von 14:00 bis 17:00 Uhr. Kleidertauschparty für junge Queers
- 19.11.2023 von 16:00 bis 20:00 Uhr. Trans Day of Remembrance – Tag des Gedenkens an die Opfer von Trans*feindlichkeit
Der Text der Pressemitteilung als pdf-Datei findet sich hier.