Wofür steht das Netzwerk LSBTTIQ?

Das Netzwerk LSBTTIQ steht für die Akzeptanz und Anerkennung der Vielfalt in zwei Dimensionen:

  • Akzeptanz der Vielfalt von Geschlecht
  • Akzeptanz von Lebensformen jenseits heteronormativer Entwürfe

Damit setzt sich das Netzwerk ein für das Recht auf selbstbestimmte sexuelle Orientierung bzw. Identität und das Recht auf selbstbestimmte geschlechtliche Identität. Die Vielfalt von Geschlecht geht für uns einher mit dem Ziel einer gleichberechtigten Repräsentanz der Geschlechter.

Wofür stehen die Buchstaben in unserem Namen?

L – steht für lesbisch.
S – steht für schwul.
B – steht für bisexuell.
T – steht für transsexuell.
T – steht für transgender.
I – steht für intergeschlechtlich.
Q – steht für queer.

Als Geschlechternormierung galt in den letzten Jahrhunderten wie selbstverständlich: es gibt nur zwei Geschlechter, und alle Menschen sind heterosexuell. Damit einher gingen und gehen eine Menge irrealer Erwartungen und Annahmen über Menschen.

LSBTTIQ-Menschen verstoßen auf die eine oder andere Weise gegen diese Normierung, beispielsweise hinsichtlich Verhalten, Erleben, sexueller Orientierung/Identität, Geschlechtsidentität, Erscheinung, Liebesweisen oder Familienverständnis. Unsere sieben Buchstaben erheben in keiner Weise den Anspruch, die gesamte Vielfalt der beiden Vielfaltsdimensionen abzubilden.

Und was bedeuten die Buchstaben genau?

Bei allen Versuchen der konkreten Beschreibung von Personengruppen und Identitäten gilt es immer wieder festzuhalten, dass menschliche Gefühle und Sexualität so vielfältig sind, dass sie nicht in einfache Gegensatzpaare passen und nicht immer einem Entweder-Oder entsprechen. Die Beschreibungen sind daher als Begriffsannäherungen zu verstehen. Sie können Identität und Orientierung bieten. Sie sind in keiner Weise ausschließlich.

Nur die betreffende Person selbst kann wissen, wer sie ist oder welcher Lebensentwurf für sie der richtige ist. Niemand sollte es sich herausnehmen eine solche Entscheidung für jemanden anderen treffen zu können. Und niemand sollte diese von der betroffenen Person getroffene Entscheidung abwerten.

Lesbisch

Als lesbisch bezeichnen sich Frauen, die Frauen lieben und/oder begehren und/oder mit ihnen verbindliche Beziehungen führen (wollen). Lesbisch ist eine Selbstbeschreibung der eigenen sexuellen Orientierung bzw. Identität. Der Begriff ‚Lesbe‘ wurde lange Zeit herabwürdigend verwendet. Inzwischen wird er von lesbischen Frauen selbstbewusst als Eigenbezeichnung benutzt. Einige verwenden für sich auch Begriffe wie frauenliebend, homosexuell, etc.

Schwul

Als schwul bezeichnen sich Männer, die Männer lieben und/oder begehren und/oder mit ihnen verbindliche Beziehungen führen (wollen). Es ist eine Selbstbeschreibung der eigenen sexuellen Orientierung bzw. Identität. Der Begriff ‚Schwuler‘ wurde lange Zeit herabwürdigend verwendet. Inzwischen wird er von schwulen Männern selbstbewusst als Eigenbezeichnung benutzt. Einige verwenden für sich auch Begriffe wie männerliebend, homosexuell, gay, etc.

Bisexuell

Als bisexuell bezeichnen sich Menschen, die sowohl Frauen als auch Männern lieben und/oder begehren und/oder mit ihnen verbindliche Beziehungen führen (wollen). Es ist eine Selbstbeschreibung der eigenen sexuellen Orientierung bzw. Identität. Sich nicht für ein Geschlechtsbegehren zu entscheiden, stellt die Vorstellung einer klaren Trennung in heterosexuell und homosexuell in Frage. Daher können Bisexuelle Irritationen auslösen und sind Vorurteilen sowohl von heterosexueller wie von homosexueller Seite ausgesetzt.

Transsexuell

Als transsexuell werden Menschen bezeichnet oder bezeichnen sich selbst, deren Identitätsgeschlecht nicht mit ihrem anatomischen Geschlecht übereinstimmt und/oder von dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde, abweicht. Transsexuelle Menschen ergreifen oft (aber nicht immer) Maßnahmen, um ihrem Identitätsgeschlecht auch körperlich zu entsprechen (z. B. Hormontherapien oder geschlechtsangleichende Operationen). Transsexuelle Menschen haben in der Regel eine eindeutige Zuordnung in Bezug auf das eigene Geschlecht. Transsexualität gehört zur Vielfalt der geschlechtlichen Identität und sagt nichts über die sexuelle Orientierung des betreffenden Menschen aus.

Transgender

Als transgender identifizieren sich Menschen, die sich mit ihrem geschlechtlichen Selbstverständnis nicht in einem zweigeschlechtlichen Gesellschaftsbild wiederfinden. Der Begriff kann sich auch auf Menschen beziehen, die sich zwischen den Geschlechtern verorten oder sich selbst keinem Geschlecht bzw. sich situativ und/oder temporär einem Geschlecht zuordnen. Transgender wird aber auch oft bewusst anstelle von „Transsexualität“ gebraucht, da der Begriff sprachlich keinen Bezug zu Sexualität herstellt. Der Begriff Transgender ist dabei viel weiter gefasst und beinhaltet nicht zwingend, dass sich Identitätsgeschlecht und anatomisches Geschlecht in einem Widerspruch zueinander befinden. Für viele Menschen ist die Möglichkeit, alle Aspekte der geschlechtlichen Identitätsvielfalt selbstbestimmt leben zu können, ein Ausdruck ihrer Persönlichkeit.

Intergeschlechtlich

Intergeschlechtlichkeit ist eine natürliche Ausprägung des menschlichen Körpers. Auch in der Kombination von körperlichen Anlagen gibt es eine immense Vielfalt. Als intergeschlechtlich benennen sich Menschen, deren Körper nicht der medizinischen Norm von „eindeutig männlich“ oder „eindeutig weiblich“ zugeordnet werden kann, sondern sich aufgrund verschiedener medizinischer Merkmale in einem Spektrum dazwischen bewegt. Die Vielfalt in der Kombination der verschiedenen medizinischen Geschlechtsmerkmale ist mittlerweile vom Gesetzgeber anerkannt. Seit November 2013 wird das Merkmal Geschlecht offen gelassen, wenn ein Kind nicht eindeutig Körpermerkmale für männlich oder weiblich aufweist. Dennoch besteht noch heute ein gesellschaftlicher Druck zur Herbeiführung einer ‚Ist es ein Mädchen oder ein Junge‘-Entscheidung nach der Geburt. Heute werden intersexuelle Kinder jedoch immer noch zu einem (meistens dem weiblichen) Geschlecht operativ zugewiesen – verbunden mit teilweise erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Problemen.

Queer

Im Kontext von LSBTTIQ bezeichnen sich Menschen als „queer“, deren sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche Identität von Hetero-Normen abweicht. Queere Menschen lehnen oft definierende Zuschreibungen oder Kategorisierungen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität ab. Der englische Begriff „queer“ umfasst mehrere Bedeutungen, ursprünglich heißt er soviel wie „verrückt“, „seltsam“ oder „fragwürdig“. Generell diente er im englischsprachigen Raum dazu, Menschen und Verhaltensweisen zu beschreiben, die abgewertet und ausgegrenzt werden sollten. In den letzten Jahrzehnten eigneten Menschen sich das ursprünglich als Schimpfwort verwendete Wort an und benutzen diesen Begriff heute mit Stolz zur Selbstbeschreibung.

Wer ist noch im Netzwerk aktiv?

Unsere sieben Buchstaben erheben in keiner Weise den Anspruch, die gesamte Vielfalt der beiden Vielfaltsdimensionen abzubilden. Die vielfältige und sich immer auch verändernde Regenbogen-Gemeinschaft umfasst viel mehr Identitäten. Auch diese Gruppen engagieren sich im Netzwerk.

A_Sexuell

Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die keine sexuelle Anziehung fühlen bzw. kein Verlangen nach sexueller Interaktion verspüren. Neben Menschen, auf die diese Beschreibung exakt zutrifft, gibt es auch Menschen, die sexuelle Anziehung selten, unterschwellig oder nur erleben, wenn sie bereits eine starke emotionale Bindung aufgebaut haben. Sie nutzen daher zahlreiche weitere Selbstbeschreibungen wie z. B. gray-a und demisexuell. Weil sie in ihrem Empfinden mehr mit asexuellen Menschen als mit allosexuellen Menschen (umfasst hetero-, bi-, homo- und pansexuelle Menschen) gemeinsam haben, fühlen sie sich häufig zum a_sexuellen Spektrum zugehörig. Die Schreibweise a_sexuell soll dieses Spektrum und die fließenden Übergänge sichtbar machen.

So vielfältig wie das Empfinden sind auch die Lebens- und Liebesweisen von a_sexuellen Menschen: Manche mögen gar keinen Körperkontakt. Andere küssen und kuscheln gerne. Manche finden Geschlechtsverkehr abstoßend, anderen ist er gleichgültig, wieder andere sind experimentierfreudig. Viele a_sexuelle Menschen suchen eine romantische Beziehung, andere fühlen sich als Singles wohler und bezeichnen sich als a_romantisch. Damit widerlegen a_sexuelle Menschen die Annahme von Sex als Bedürfnis eines jeden erwachsenen Menschen. A_sexuelle Menschen können gleichzeitig zu jedem anderen Teil des LSBTTIQ-Spektrums gehören.