Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg bedauert die Verschiebung des Bildungsplans. Gerade LSBTTIQ-Jugendliche leiden unter dem heutigen Verschweigen.

Freiburg, den 28. April 2014
PRESSEMITTEILUNG

Kultusminister Andreas Stoch hat Recht, wenn er auf einen Bildungsplan Wert legt, der inhaltlich fundiert und handwerklich gut gemacht ist. Nur so ist gewährleistet, dass die im Rahmen der Leitperspektiven formulierten Werte auch so umgesetzt werden, dass für die Schulen Klarheit und Sicherheit besteht, welche Kompetenzen sie ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln wollen und sollen. Dennoch nimmt das Netzwerk LSBTTIQ Baden Württemberg die von der Landesregierung angekündigte Verschiebung der Einführung des Bildungsplans von 2015/2016 auf 2016/2017 mit großer Sorge zur Kenntnis. „Wir halten die Verschiebung für höchst bedenklich, da jede Verzögerung zu Lasten der lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Jugendlichen geht“, so Professorin Monika Barz, Mitglied des Sprechendenrats des Netzwerks.

Die Jugendlichen sind es nämlich, die am sehnlichsten darauf warten, angstfrei an Schule teilhaben zu können. Sie sind es, die bisher auf die wenigen mutigen Lehrerinnen und Lehrer angewiesen sind, denen es in ihren Klassenzimmern gelingt, ein offenes Klima der Toleranz für Vielfalt lebendig werden zu lassen. „Mit Rückenwind seitens eines Bildungsplanes und mit gezielten Fortbildungsveranstaltungen, würden es sicher wesentlich mehr Lehrkräfte wagen, Unterrichtszeit dafür zu verwenden, Sensibilität für Vielfalt und Toleranz zu vermitteln“, so Christoph Michl, Mitglied des Sprechendenrats.
Das Netzwerk mit seinen 70 Organisationen aus dem ganzen Land sieht in der Verschiebung die Gefahr, dass die Thematik des Bildungsplanes in den kommenden Landtagswahlkampf hineingezogen wird. „Dies würde einer fachlichen Auseinandersetzung zuwiderlaufen“, ist sich Ines Ims, Mitglied des Sprechendenrats, sicher. Sie fordert von der Landesregierung daher, dass „die Verschiebung mindestens dazu genutzt wird, bei der Erstellung des Bildungsplanes kontinuierliche Arbeitsstrukturen zu schaffen. Unser Netzwerk muss künftig mit seiner Expertise stärker Gehör finden. Beispielsweise in der Bildungsplankommission.“
Das Netzwerk erwartet, dass fächerübergreifend dazu beigetragen wird, die Normalität lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Lebens altersangemessen widerzuspiegeln. Sei es in Kunst, Deutsch, Geschichte, Biologie oder Mathematik, sei es bei der Formulierung von Rechenaufgaben oder bei der Auswahl von Theaterstücken. Überall ist es möglich, die Vielfalt gesellschaftlichen Lebens jenseits heterosexueller Normierung sichtbar zu machen. „Wir stehen mit unserer gebündelten Expertise bereit, die nun kommende konkrete Ausgestaltung des Bildungsplans fachlich zu begleiten“, fasst Professorin Barz die Position des Netzwerkes zusammen. „Darüber hinaus muss die nun gewonnene Zeit für eine nachhaltige Sensibilisierung aller Beteiligten – beispielsweise Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie Eltern – genutzt werden.“

 

Über das Netzwerk: Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queer (LSBTTIQ) Gruppen, Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Landesnetzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

Kontakt zum Sprechendenrat: sprechendenrat@netzwerk-lsbttiq.net
Mehr Informationen zum Netzwerk: www.netzwerk-lsbttiq.net
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LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für die einzelnen Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q).