Zum Internationalen Frauentag: Gewalt gegen Frauen verurteilen immer und überall

Freiburg, den 6. März 2016

PRESSEMITTEILUNG

Das Netzwerk LSBTTIQ positioniert sich: Gewalt gegen Frauen muss zum Thema gemacht werden, egal wann und wo sie passiert und von wem sie ausgeübt wird. Wirksame Konzepte zum Schutz von Frauen müssen alle Frauen mit einbeziehen. Der Schutz von Frauen darf allerdings nicht zum Vorwand rassistischer Argumentationen werden.

Nicht erst die Vorfälle der Silvesternacht zeigen, dass sexualisierte Gewalt noch immer ein großes Problem im Leben etlicher Frauen ist. Und zwar unabhängig davon, wie sie leben und wie sie sich selbst definieren. Oft mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen. Hierzu sind in Deutschland nur selten Empörung oder gar gesetzgeberische Entscheidungen zu finden.

Das Ausmaß der derzeitigen öffentlichen Diskussion zu sexuellen Übergriffe gegen Frauen ist leider nur auf den mutmaßlich nicht-deutschen Hintergrund der Täter zurückzuführen. „Sexuelle Gewalt ist bei uns stets zu verurteilen. Dieser Grundsatz muss in der öffentlichen Wahrnehmung gelten, unabhängig davon, ob die Täter ausländischer oder inländischer Herkunft sind oder auf Grund ihres Aussehens als vermeintliche „Fremde“ oder „Einheimische“ identifiziert werden. Gleiches trifft in gleicher Weise auf die Opfer zu.“, so Tamara Kailuweit aus dem Sprechendenrat des Netzwerk LSBTTIQ. Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg stellt deshalb zum Internationalen Frauentag klar: Die Herkunft, Religion, die sexuelle Orientierung, geschlechtliche Identität oder das Aussehen eines Täters und Opfers dürfen in keinem Fall das Ausmaß der Empörung oder Solidarität bestimmen. Denn dann geht es nicht mehr darum, Sexismus und Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, sondern die Empörung dient dem Ziel, Menschen auszugrenzen, rassistisch zu verleumden und eine Rechtfertigung von Gewalt zu finden.

Die Fakten zum Thema Gewalt gegen Frauen sprechen eine deutliche und einfache Sprache: Frauen, die in einer verletzlichen Situation sind, sind besonders häufig von Gewalt betroffen. Das heißt, alle Frauen, die nicht den Normen der Mehrheitsgesellschaft entsprechen, werden öfter körperlich, psychisch und sexuell angegriffen. Schwarze Frauen mehr als weiße Frauen, Frauen mit Behinderung häufiger als Frauen ohne Behinderung, Migrantinnen in unsicheren Arbeitsverhältnissen häufiger als deutsche Unternehmerinnen, lesbische, bisexuelle und transsexuelle Frauen häufiger als heterosexuelle Frauen.

„Hier wird das Perfide der Gewalt gegen Frauen deutlich“, erklärt Angela Jäger vom Sprechendenrat des Netzwerks, „Die Täter suchen sich leichte Opfer: Opfer, denen nicht geglaubt wird; Opfer, die sich wenig wehren können; Opfer, die abhängig oder schon geschwächt sind und Opfer, die mit wenig Solidarität rechnen können.“ Umgekehrt werden Täter statistisch dann eher zur Verantwortung gezogen, wenn sie wenig Bildung haben, nicht weiß oder arm sind.

An vielen Orten sind Frauen nicht geschützt, leider auch dort, wo sich Mädchen und Frauen sicher fühlen sollten – etwa in der eigenen Wohnung oder vertrauten Umgebung. Studien belegen, dass jede siebte Frau in Deutschland strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt, d.h. sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung erlebt. Mehr als jede zweite Frau ist von sexueller Belästigung betroffen, auf der Arbeit, auf der Straße oder an anderen Orten. Lesbische, bisexuelle und transsexuelle Frauen berichten, dass sie in der Öffentlichkeit aufgrund ihres Aussehens und Verhaltens beschimpft, angerempelt, zusammengeschlagen oder sexuell belästigt werden.
Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg fordert deshalb wirksame Strategien zur Prävention und zum Schutz aller Frauen vor sexualisierter Gewalt. Dabei geht es um Strategien, die Frauen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrem Aussehen und ihrem Verständnis von Frausein berücksichtigen und den Opfern nicht die Verantwortung für die Gewalt geben, die sie erfahren.

Mit vielen anderen zusammen ruft daher auch das Netzwerk LSBTTIQ auf, sich am 8. März an Aktionen zu beteiligen und sichtbar zu sein. Das Geschlecht eines Menschen, sexuelle Orientierung oder andere Zugehörigkeiten dürfen nicht länger Grund für Diskriminierung und Gewalterfahrung sein. Gute Treffpunkte zum Internationalen Frauentag bieten die Veranstaltungen von Mitgliedern des Netzwerks – Informationen und Kundgebung. Nähere Informationen sind zu finden auf der Homepage des Netzwerks unter Termine/Frauentag/

Kundgebung zum Internationalen Frauentag auf dem Stuttgarter Schlossplatz
Wann: Dienstag 8. März 2016, 16:30 Uhr
Wo: Stuttgarter Schlossplatz
Wer: Stuttgarter Frauennetzwerk u.a. FETZ e.V.
Mehr: einfach hingehen und gute Laune mitbringen.

Holzmarktspektakel mit Austausch, Infos, Offenen Mikros, Musik, Tanz und viel Spektakulärem
Wann: Dienstag 8. März 2016, 15-17 Uhr
Wo: Holzmarkt Tübingen
Wer: Frauennetzwerk 8. März Tübingen u.a. mit BAF e.V. Bildungszentrum und Archiv zur Frauengeschichte Baden-Württembergs und Frauencafé achtbar Tübingen e.V.
Mehr: anschließend ab 20 Uhr FrauenKulturFest im Tübinger Rathaus

Frauenparty zum 105. Internationalen Frauentag
Wann: Samstag 12. März 2016, ab 21 Uhr,
Wo: Frauencafé achtbar im Frauenprojektehaus, Weberstraße 8, Tübingen
Wer: Frauencafé achtbar Tübingen e.V.
Mehr: Eintritt: 6 €

Workshop – Wikipedia Wird Weiblich
Wann: Samstag 12. März 2016, 10 – 16 Uhr
Wo: Volkshochschule Heidelberg / RAUM 102 – Bergheimer Straße 76, 69115 Heidelberg
Wer: Kooperation der Lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt & VHS Heidelberg & Frauenreferat der LpB BW

Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung „Vom anderen Ufer“ – Vom Gewinn LesbenFrauenGeschichte zu suchen, zu sichern und zu vermitteln
Wann: Donnerstag 17. März 2016, 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr
Wo: Stadtmuseum im Rathauscenter, aktuelle Ausstellung „Vom anderen Ufer“, Rathausplatz 20, Ludwigshafen a.R.
Wer: Lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt Heidelberg-Ludwigshafen-Mannheim

Über das Netzwerk: Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queeren (LSBTTIQ) Gruppen, Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Netzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

Kontakt zum Sprechendenrat: sprechendenrat@netzwerk-lsbttiq.net
Kontakt zur Geschäftsstelle: kontakt@netzwerk-lsbttiq.net
Mehr Informationen zum Netzwerk: www.netzwerk-lsbttiq.net

LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für einzelne Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q).