Rote Karte für die Ausgrenzung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen

Freiburg, 13. Mai 2016
PRESSEMITTEILUNG

Trotz aller Fortschritte gehört Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung noch längst nicht der Vergangenheit an. Wir müssen weiterhin lautstark und sichtbar dagegen vorgehen. Abwertende Positionen dürfen nicht unwidersprochen bleiben.

Seit 2005 wird der Internationale Tag gegen Homophobie (IDAHO) jährlich am 17. Mai begangen. Ziel der weltweit durchgeführten Aktion ist es, Respekt gegenüber Lesben und Schwulen einzufordern. Das Datum verweist auf den 17. Mai 1990. An diesem Tag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten und gesundheitliche Probleme gestrichen.
Seit den 90er Jahren hat sich viel in Richtung gleicher Rechte für Lesben und Schwule bewegt, allerdings bleibt auch noch viel zu tun. Nicht zuletzt die Demonstration der Bildungsplangegner_innen, die auch 2016 wieder durch Stuttgart zog, führt uns das vor Augen. Auch das Erstarken von rechten Parteien in ganz Europa ist ein Grund zur Sorge. Dass ewiggestrige Positionen auch in Baden-Württemberg immer noch Zustimmung finden können, wurde bei der Landtagswahl deutlich sichtbar.
Längst überwunden geglaubte Positionen werden wieder salonfähig gemacht, wenn ihnen zu selten widersprochen wird. Die Darstellung der Vater-Mutter-Kind(er)-Familie als einzig „wahrer“ Variante von Familie setzt alle anderen Familienformen herab – nicht nur Regenbogenfamilien. Wenn es nur darum geht, auch Informationen und Wertschätzung gegenüber nicht-heteronormativen Lebensentwürfen zu vermitteln, werden “Indoktrination” und “Frühsexualisierung” heraufbeschworen. So wird Unkenntnis instrumentalisiert und Aufklärung diffamiert. Alles, was nicht in das völkische Bild passt, wird mit Vehemenz abgelehnt und dazu genutzt Ängste zu schüren, die im schlimmsten Fall als Rechtfertigung für Hass und Gewalt dienen. „Geht es nicht ganz so weit, gelingt es dieser infamen Praxis trotzdem, uns klar zu zeigen, dass wir immer noch nicht selbstverständlich gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft sind. Dass unser Recht, so zu leben, wie es für uns richtig ist, immer noch von Teilen der Gesellschaft in Frage gestellt wird. Solange die Diffamierung von Lesben, Schwulen und bisexuellen Menschen vermeintlich zum Stimmenfang bei Wahlen taugt, müssen wir uns laut und vernehmlich wehren“, stellt Tamara Kailuweit vom Sprechendenrat des Netzwerks LSBTTIQ klar.
Vernehmbar sollten alle sein, die Vielfalt einer reaktionären Einfalt vorziehen. Wenn die Rechte von Minderheiten in Frage gestellt werden, ist es Aufgabe jedes Menschen unabhängig von Parteizugehörigkeit, Religion oder persönlicher Betroffenheit Gesicht zu zeigen und Farbe zu bekennen: Gegen Homofeindlichkeit und Diskriminierung – für Akzeptanz und gleiche Rechte! Wir rufen deshalb alle Menschen in Baden-Württemberg auf, Stellung zu beziehen! Homophobie betrifft alle! Was uns verbindet, ist unsere Verschiedenheit: Nicht alle Menschen sind gleich, aber alle haben die gleichen Rechte.
Um am IDAHO für alle die Möglichkeit zu schaffen, gegen Homophobie Gesicht zu zeigen und Farbe zu bekennen, schließen wir uns der Aktion #RoteKarte aus NRW an. Macht Selfies oder Gruppenfotos und zeigt eine rote Karte, postet Eure Fotos am IDAHO mit dem Hashtag #RoteKarte auf Social Media. Mehr Informationen: www.rotekarte.nrw

Auch zum IDAHO 2016 finden in ganz Baden-Württemberg wieder viele Aktionen gegen Homophobie und für Akzeptanz statt. Zahlreiche Mitgliedsorganisationen des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg stellen am 17.05. im ganzen Land verschiedene öffentliche Aktionen auf die Beine. Alle Details zu den Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage: www.netzwerk-lsbttiq.net/termine/idaho

Gemeinsam sind wir stark und sichtbar.
Mitmach-Aktion für alle
#RoteKarte – Wir zeigen Homophobie die Rote Karte (17.5.)

Heidelberg:
Rainbow-Flashmob und Infostände (17.5)

Mannheim:
Rainbow-Flashmob mit Luftballons und Infostand (17.5)

Stadtrundgang (17.5.)

Infoabend Grundlagen zum Asylverfahren (24.5)

Ravensburg:
Lauf für die Vielfalt (14.5)

Stuttgart:
Infostand und Luftballon-Aktion (17.5)

Tübingen:
Infostand (17.5)

Ulm/Neu-Ulm:
Infostand mit Luftballon und Foto-Aktion #RoteKarte (17.5.)

Über das Netzwerk: Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queeren (LSBTTIQ) Gruppen, Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Netzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

Kontakt zu Geschäftsstelle: kontakt@netzwerk-lsbttiq.net
Kontakt zum Sprechendenrat: sprechendenrat@netzwerk-lsbttiq.net
Mehr Informationen zum Netzwerk: www.netzwerk-lsbttiq.net
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LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für einzelne Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q).