Zum IDAHO auf die Straße – auch damit LSBTTIQ Geflüchtete endlich Sicherheit finden!

Freiburg, 16. Mai 2018
PRESSEMITTEILUNG

In vielen Regionen weltweit sind massive Diskriminierung und staatliche Verfolgung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung zu beobachten. Diejenigen, die vor diesen Ereignissen in Deutschland Schutz suchen, brauchen unsere Solidarität und Unterstützung. Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ruft mit vielen anderen zusammen auf, sich am 17. Mai an Aktionen gegen Homophobie und für Akzeptanz nicht heterosexueller Lebensweisen zu beteiligen und dabei auch besonders LSBTTIQ Geflüchtete zu stärken.

Wieder ruft das Netzwerk LSBTTIQ dazu auf, am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie (IDAHO) deutliche Zeichen zu setzen. Ziel ist es, auf die Diskriminierung von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen aufmerksam zu machen, der Öffentlichkeit die Solidarität der LSBTTIQ Gemeinschaften vor Augen zu führen, die bisher errungenen Erfolge zu feiern und weiter Akzeptanz einzufordern.

Besondere Solidarität und Unterstützung benötigen alle, die weniger Ressourcen haben, um sich gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu wehren. Ein wichtiges Ziel des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg ist es daher auch, die Situation für LSBTTIQ Geflüchtete zu verbessern. Regelmäßig suchen lesbische, schwule, bi- und transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Geflüchtete Rat und Unterstützung bei den Gruppen und Einrichtungen des Netzwerks. Denn auch in Baden-Württemberg erleben sie weiter Ausgrenzung, Beleidigungen und Gewalt in Unterkünften und bei dem Versuch, sich ein sicheres Leben aufzubauen. Ihre Bedarfe werden häufig nicht wahrgenommen. Zudem haben LSBTTIQ Geflüchtete weiterhin erhebliche Probleme, in Deutschland ihre Fluchtgründe geltend machen zu können. Viele lesbische Frauen und schwule Männer werden in ihrer Identität nicht anerkannt und ihnen der notwendige Schutz verwehrt – besonders, wenn sie westlich-europäischen Stereotypen nicht entsprechen. Bisexualität als Fluchtgrund findet nur Unverständnis, Realitäten und Bedarfe transsexueller Geflüchteter werden oft negiert. Deswegen brauchen LSBTTIQ Geflüchtete unsere Solidarität und die Unterstützung der Communities vor Ort. Sie brauchen aber auch Verbündete im gesamten Bereich der Geflüchtetenarbeit. „Einige Geflüchtete haben besonderen Schutzbedarf und müssen deshalb angemessene Unterstützung erhalten, um ein faires Asylverfahren durchlaufen zu können.“, erklärt Angela Jäger vom Sprechendenrat des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg.

Das Netzwerk steht dafür ein, die angemessene Umsetzung des Schutzbedarfs für alle Flüchtlinge zu stärken. Jedoch fehlen bisher systematische Verfahren und Ansätze zur Identifizierung besonderer Schutzbedarfe. Hier setzt ein Verfahrensvorschlag der Themengruppe Refugees helfen des Netzwerkes LSBTTIQ Baden-Württemberg an: Mit einfachen Ergänzungen im bestehenden Ablauf kann dieser Schutz gewährt werden. Es geht dabei zum einen um Informationen für alle Geflüchteten, die Einbindung spezialisierter Beratungsstellen auch für LSBTTIQ Menschen sowie um eine systematische Hinweisaufnahme zum besonderen Schutzbedarf und den Verweis an Expert_innen bei entsprechenden Hinweisen. Zum anderen sollte die selbstverständliche Pflicht der Qualifizierung und Sensibilisierung für die Belange von LSBTTIQ Geflüchteten für alle beteiligten Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen gelten, um Schutz wirklich gewähren zu können. Schließlich gilt es angemessene Unterstützung zu bieten – im Ablauf des Asylverfahrens und in der Unterbringung, mit Beratung und mit einem konkreten und umfassenden Schutz bei konkreter Gewalt, Diskriminierung und rassistischer Ausgrenzung.

„Mit dem Verfahrungsvorschlag zur systematischen Schutzbedarfserhebung und Umsetzung von Schutzgarantien für LSBTTIQ Geflüchtete bietet die Themengruppe Refugees helfen dem Land eine umsetzbare Lösung für ein drängendes Problem an.“, führt Caroline Gritschke, Koordinatorin der Themengruppe, aus. Der Verfahrungsvorschlag kann ab dem 17.05. über die Website des Netzwerks eingesehen werden. Die wichtigsten Punkte sind in der Kurzversion auf einer Seite zusammengefasst. In einer längeren Version wird der Vorschlag umfassend mit Bezugnahme auf die aktuellen EU Richtlinien und die Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erläutert.

In den kommenden Wochen werden die Aktiven der Themengruppe mit vielen Organisationen aus dem Bereich der Flüchtlingsarbeit in Austausch treten, um gemeinsam mit ihnen für diesen Verfahrensvorschlag werben zu können. Selbstverständlich gehen sie auf die Politik zu, um Unterstützung für die Umsetzung des Verfahrensvorschlags zu gewinnen. „Für die Entscheidungstragenden in den verschiedenen Verwaltungen stellen wir gerne unsere Informationen, Erfahrungen und Expertisen zur Verfügung. Ziel muss es für alle sein, die Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften für alle Geflüchteten umzusetzen und geltendes Recht anzuwenden“, so Caroline Gritschke. „Schutz und Sicherheit zu bieten bei Verfolgung ist der Grundgedanke des Asylrechts. Dieses Grundrecht sollte selbstverständlich auch für LSBTTIQ Menschen gelten, damit auch sie in Sicherheit leben, lieben und träumen können.“

Mit diesem Anspruch arbeitet das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg an vielen Themen. Zum IDAHO 2018 finden daher in ganz Baden-Württemberg auch wieder viele verschiedene Veranstaltungen gegen Homofeindlichkeit und für Akzeptanz von Vielfalt statt. Zahlreiche Mitgliedsorganisationen des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg stellen rund um den 17.05. im ganzen Land verschiedene öffentliche Aktionen auf die Beine und zeigen in ihrer Vielfalt Gesicht. Alle Menschen sind eingeladen, denn der IDAHO geht alle an. Alle Details zu den Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage: www.netzwerk-lsbttiq.net/termine/idaho

Freiburg:
• 17.5. Mahnwache (16-18 Uhr)

Göppingen:
• 4.5. Theaterstück mit anschließender Diskussion (Geschlossene Vorstellung, Jugendstrafanstalt)

Heidelberg:
• 9.5.: Film und Diskussion „Mr. Gay Syria“ (21:00 Uhr)
• 17.5.: Infomeile der Community Vereine (13:30-18 Uhr) mit Luftballon-Aktion (17:05 Uhr)
• 29.5.: Diskussion zu Hirschfeld und Heidelberg (19.30 – 21.30 Uhr)

Karlsruhe:
• 17.5.: Infomeile der Community Vereine (ab 15:30 Uhr)
• 17.5.: Kurzfilme und Theater (17:30 bis 20:30 Uhr)

Mannheim:
• 19.5.: Queer Weekend Lounge zum IDAHOTI* (19:00 bis 01:00 Uhr)

Stuttgart:
• 17.5.:.Informationsstände und Kundgebung auf der Königsstrasse (11-19 Uhr) mit Luftballon-Aktion (17:45 Uhr)
• 17.5.: Informationsstand in Bad Cannstatt (15 bis 18 Uhr)
• 17.5.: Informationsstand in Stuttgart Ost (17 bis 19 Uhr)
• 17.5.: Film mit Diskussion „Mia“ (19:00 Uhr)

Tübingen:
• 17.5.: Vortrag Schwules Tübingen in der Nachkriegszeit (20:00 bis 21:30 Uhr)

Ulm:
• 17.5.: Infomeile der Community Vereine (13:30-18 Uhr)

 

Über das Netzwerk: Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queeren (LSBTTIQ) Gruppen, Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Netzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

Kontakt zu Geschäftsstelle: kontakt@netzwerk-lsbttiq.net
Kontakt zum Sprechendenrat: sprechendenrat@netzwerk-lsbttiq.net
Mehr Informationen zum Netzwerk: www.netzwerk-lsbttiq.net
Netzwerk bei Facebook: www.facebook.com/lsbttiq

LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für einzelne Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q).