Endlich bedarfsgerechte Hilfe für trans*, inter* und nicht-binäre Opfer von Diskriminierung und Gewalt in Baden-Württemberg

Freiburg, 22. Mai 2023

PRESSEMITTEILUNG

Mit der neu eingerichteten Landeskoordinationsstelle für trans*, inter* und nicht-binäre Opfer von (sexualisierter) Gewalt ermöglicht das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg zielgruppenorientierte niedrigschwellige Beratung und Hilfe.

Trans*, inter* und nicht-binäre Menschen sind in unserer Gesellschaft stärker von Diskriminierung und Gewalt betroffen als andere Gruppen. Das belegen verschiedene Studien. Schockierende Vorfälle bei den letztjährigen CSD-Veranstaltungen, besonders der gewaltsame Tod des 25-jährigen trans Manns Malte C., wurden auch in den Medien thematisiert und sind dadurch erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Für trans*, inter* und nicht-binäre Opfer von Gewalt ist es schwierig, innerhalb der bestehenden Strukturen adäquate Hilfe und Unterstützung zu finden. Oftmals verhindert Scham, aber auch die Angst vor erneuter Diskriminierung, dass Beratungseinrichtungen aufgesucht oder Hilfsangebote genutzt werden. Auf der anderen Seite steht die Unsicherheit der Beratenden. Hier fehlt es oft an grundlegendem Wissen zum Thema Vielfalt von Geschlecht, das nötig ist, um trans*, inter* und nicht-binäre Menschen mit der erforderlichen Sensibilität beraten und unterstützen zu können.

Um Barrieren abzubauen und Opfern von trans*- inter*- oder enby-feindlicher Gewalt niedrigschwellige und bedarfsgerechte Hilfe zu bieten, wurde nun die Landeskoordinationsstelle Opferberatung[1] ins Leben gerufen, die als Gemeinschaftsprojekt des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg und des Fetz Frauenberatungs- und Therapiezentrum Stuttgart e. V. ihre Arbeit Anfang Mai aufgenommen hat.

„Wir freuen uns außerordentlich, dass wir mit dem Fetz e. V. einen Kooperationspartner mit langjähriger Erfahrung in der Beratung von Menschen mit Gewalterfahrungen, besonders sexualisierter Gewalt, gewonnen haben“, erklärt Jj Link vom Sprechendenrat des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg: „kombiniert mit unserer Expertise in den Bereichen Fortbildung und organisationsnaher Beratung entsteht hierbei ein landesweit einzigartiges Projekt.“

Auf die Landeskoordinationsstelle warten nun vielfältige Aufgaben und Herausforderungen. Isabelle Melcher als zuständige Projektkoordinatorin für das Netzwerk LSBTTIQ erläutert: „Wir werden Ansprechstelle für Hilfsorganisationen und Beratungseinrichtungen sein und diese im Prozess fachlich unterstützen. Durch ein konkretes Angebot an Fortbildungen und Veranstaltungen sollen die Mitarbeitenden von Beratungseinrichtungen und Schutzhäusern über die Zielgruppe und die Hintergründe informiert und geschult werden.“

Darüber hinaus soll eine überregionale Ansprechstelle aufgebaut werden, wo Gewaltopfer eine kostenlose persönliche oder onlinebasierte Erstberatung in Anspruch nehmen können. „Mit diesem Angebot möchten wir erreichen, dass trans*, inter* und nicht-binäre Opfer von Gewalt möglichst rasch und niedrigschwellig Hilfe erhalten“, betont Marion Römmele vom geschäftsführenden Team des Frauenberatungs- und Therapiezentrums und hebt hervor: „Insgesamt besitzt dieses Projekt ein hohes Innovationspotential, und wir erhoffen uns auch eine Signalwirkung für andere Bundesländer sowie alle Einrichtungen, die im Gewaltschutz tätig sind.“

 

[1] Der vollständige Titel des Projekts lautet: Landeskoordinationsstelle zur Informationsvermittlung und Opferberatung im Kontext von Gewalt und sexualisierter Gewalt an trans*, inter* und nicht-binären Menschen in Baden-Württemberg und wird mit Mitteln des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg über einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert.