Zum Internationalen Frauentag: Frauen – Leben – Freiheit

Freiburg, 03. März 2023

PRESSEMITTEILUNG

Anlässlich des Internationalen Frauentags unterstützt das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg die Förderung historischer Forschung über das Leben frauenliebender Frauen in Südwestdeutschland und möchte auch auf ein Thema hinweisen, dem häufig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

1911 fand zum ersten Mal ein von der sozialistischen Arbeiterinnenbewegung initiierter „Frauenkampftag für Gleichberechtigung und Wahlrecht“ statt. Seit 1921 wird dieser Tag am 8. März begangen. 1975 machten die Vereinten Nationen den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“. Seit 2019 ist der 8. März in der Bundesrepublik Deutschland ein gesetzlicher Feiertag in Berlin und seit diesem Jahr auch in Mecklenburg-Vorpommern.

Wie jedes Jahr, so auch dieses Jahr, steht der 8. März unter einem Motto. Dieses von den Vereinten Nationen für den Weltfrauentag festgelegte Motto lautet 2023 „Feministische Utopien leben. Gemeinsam für eine gerechte Welt“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat als Motto ergänzend dazu gewählt: „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!“ Wir ergänzen um das Motto der Kämpfe im Iran: „Frauen – Leben – Freiheit“. Integraler Bestandteil dieses Mottos ist auch die Freiheit lesbischer Menschen (https://action.allout.org/de/m/66561cda/#form-section).

Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg solidarisiert sich auch 2023 mit diesen Kämpfen als Daueraufgabe, nicht nur am 08. März zum Internationalen Frauentag.

Seit 2021 erfolgt erfreulicherweise die wissenschaftliche Aufarbeitung von lesbischen* Lebenswelten im Südwesten an den Universitäten Freiburg und Heidelberg (https://lesbenwelt.hypotheses.org), in Ergänzung zum Forschungsprojekt der Universität Stuttgart mit Schwerpunkt auf der Verfolgung von Homosexuellen nach § 175.

Bedauerlicherweise entschied das Land Baden-Württemberg, dem Bildungszentrum und Archiv zur Frauen_Lesbengeschichte Baden-Württembergs e. V. (baf) keine weitere finanzielle Unterstützung zu gewähren. Ohne eine dauerhafte finanzielle Absicherung ist das baf nicht in der Lage weiterhin baden-württembergische Frauen_Lesbengeschichte zu sammeln und zu sichern. Die bundesweit als Leuchtturmprojekt eingeordnete baf-Bewegungskarte (https://www.baf-tuebingen.de/bewegungskarte/) wird daher verschwinden. Eine nachhaltige finanzielle Förderung, analog anderer Bundesländer, ist unabdingbar: Nur so lässt sich das von ehrenamtlichen baf-Angehörigen erarbeitete Wissen erhalten, weitergeben und fortschreiben statt verloren zu gehen.

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf ein Thema hinweisen, das nur auf den ersten Blick wenig mit Frauenrechten oder Geschichte zu tun hat. Im Aktionsplan der Bundesregierung „Queer leben“ wurde eine Überarbeitung des Verbots von Konversionsbehandlungen angekündigt. „Dies ist tatsächlich dringend notwendig“, wie die neue Sprechende Corinna Wintzer betont, „denn neben dem Hinweis auf offensichtliche Lücken, vor allem für trans Personen, lohnt sich ein Blick in die Gesetzesbegründung zur derzeitig gültigen Version. Darin wird behauptet, Konversionsbehandlungen sollten Heterosexualität oder Asexualität herstellen.“ Zum einen verkennt dies die Schwierigkeiten asexueller Menschen, denen oft genug eingeredet wird, sie seien behandlungsbedürftig. Asexualität als sexuelle Orientierung ist tatsächlich nicht erwünscht. Zum anderen ignoriert die Formulierung historische Umstände. Frauen, die sich nicht an die gängigen Normen von (heterosexuellen) Paarbeziehungen anpassen, sind seit dem späten 19. Jahrhundert oftmals einer psychiatrischen Diagnosestellung unterworfen. „Es kann nicht sein, dass der Gesetzgeber diese Vorurteile aufgreift und behauptet, ein nicht vorhandenes sexuelles Verlangen in irgendeiner Form sei gesellschaftlich erwünscht“, betont Corinna Wintzer.

Mehrere Mitgliedsorganisationen des Netzwerks LSBTTIQ Baden-Württemberg stellen auch in diesem Jahr wieder rund um den 8. März. verschiedene Aktionen auf die Beine, um Raum für Austausch und Sichtbarkeit für und mit Lesben, bisexuellen Frauen, transsexuellen Frauen, transgender Frauen, intersexuellen Frauen und queeren Frauen und ihren Mitstreiter_innen zu bieten:

 

Tübingen

  • Schaufensteraktion Internationaler Frauentag – feministischer Kampftag – 04.03 bis 20.03.2023
  • Info-Rundgang – am 05.03.2023 von 13:00 bis 17:00 Uhr
  • Demonstration zum queerfeministischen intersektionalen Kampftag – am 08.03.2023 von 17:30 bis 19:00 Uhr

Mannheim

  • Junges Solidaritäts-Café zum feministischen Kampftag – am 4.3.23 von 15:00 bis 17:30 Uhr,
  • Lesbische Geschichte finden und sichern – am 06.03.2023 von 18:00 bis 19:00 Uhr
  • Aktionstag 8. März – am 08.03.2023 von 15:00 bis 20:00 Uhr
  • We are back – Dyke*March Rhein-Neckar – am 13.03.2023 von 17:30 bis 19:00 Uhr

Heidelberg

  • Eine Stadt steht auf für FRAUEN LEBEN FREIHEIT am Weltfrauentag – am 08.03.2023 von 19:30 bis 22:00 Uhr
  • Bündnisse schaffen gegen Antifeminismus und Queer-Feindlichkeit – am 09.03.2023 ab 19:00 Uhr

Stuttgart

  • Internationaler Frauentag – „Catcalling“ in der Öffentlichkeit – am 08.03.2023 von 12:30 bis 14:30 Uhr

 

Über das Netzwerk Das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg ist ein überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queeren (LSBTTIQ) Gruppen, Vereinen und Initiativen. Das Netzwerk zeigt damit bereits die Vielfalt und die Vielgestaltigkeit von Geschlecht und sexueller Orientierungen. Ziel des Netzwerks ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen LSBTTIQ-Mitgliedsgruppen auf Landesebene zu fördern und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren, zu zentralen Themen gemeinsame Positionen zu erarbeiten und gegenüber landespolitischen Entscheidungstragenden zu vertreten. Dabei greift das Netzwerk auf die vorhandenen Kompetenzen und Expertisen der Mitglieder zurück. Die Bündelung der Aktivitäten vor Ort erbringt Synergieeffekte, die den gesellschaftlichen Beitrag der Mitgliedsgruppen wirkungsvoller gestaltet. Die Eigenständigkeit jedes Mitglieds wird respektiert und alle Mitglieder arbeiten gleichberechtigt.

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LSBTTIQ: Die Abkürzung steht für einzelne Richtungen in der vielfältigen Regenbogen-Gemeinschaft – lesbisch (L), schwul (S), bisexuell (B), transgender (T), transsexuell (T), intersexuell (I), queer (Q).